Logo von Günthers Wasserturmseite

Wassertürme
Zurück zur Auswahl
Hintergrundinformationen zur Landeswasserversorgung Baden-Württemberg

"Wasserversorgung in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gibt es infolge der Niederschlagsmengen und der geologischen Bedingungen Wasserüberschuss- und Wassermangelgebiete. Zu den Überschussgebieten zählen das Rheintal, die Bodenseeregion sowie das Donau- und Illertal. Dort sind die Lockergesteinsablagerungen der Eiszeit (Schotter, Kies oder Sand) vorhanden, die ein großes Hohlraumvolumen und gute Wasserdurchlässigkeit aufweisen. Diese Gesteine können Wasser gut speichern und begünstigen die Neubildung von Grundwasser aus Niederschlägen.
Im Gegensatz dazu stehen die Mangelgebiete, zum Beispiel die Hochfläche der Schwäbischen Alb, die Gäulandschaften und die Hohenloher Ebene, da in den Hohlraumsystemen der verkarsteten Jura- und Muschelkalkböden die meisten Niederschläge unterirdisch abfließen und nur an wenigen Stellen in Tälern als Quellen zu Tage treten.

Die drei Säulen der Wasserversorgung in Baden-Württemberg

Diese ungleiche Verteilung des Wasserdargebots wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Problem, da das Bevölkerungswachstum, die einsetzende Industrialisierung und die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion die Nachfrage nach Wasser steigerten. Um einen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage, zwischen Wassermangel- und -überschussgebieten zu schaffen, wurden Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Gruppenwasserversorgungen auf der Alb gegründet; 1912 erfolgte die Gründung der Württembergischen Landeswasserversorgung als erste Fernwasserversorgung und 1954 wurde die Bodensee-Wasser-Versorgung (BWV) ins Leben gerufen, mittels derer der Bodensee als Trinkwasserreservoir zunächst für den Mittleren Neckarraum erschlossen wurde. Heute versorgt die BWV über 170 Kommunen und Zweckverbände mit rund 3,7 Millionen Einwohnern zwischen Bodensee und Tauber.

Zielkonflikte

Für die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser, das der Norm der Trinkwasserverordnung entspricht, sind jedoch die Kommunen verantwortlich. Mehr als die Hälfte der etwa 1 370 kommunalen Versorger betreiben ihre eigenen Wassergewinnungsanlagen. So ist es auch Aufgabe der Kommunen, ihre Wasservorräte zu schützen, für einen nachhaltigen Umgang mit ihnen zu sorgen und die Bevölkerung mit Trinkwasser zu einem angemessenen Preis zu versorgen. Hier beginnen für viele kleinere Gemeinden die Zielkonflikte. Die Belastungen des Grundwassers sind in den letzten Jahren gewachsen, Schadstoffeinträge haben zugenommen. Als Konsequenz formuliert der Umweltplan des Landes Baden-Württemberg vorsorgenden Grundwasserschutz als Ziel und sieht vor, bis zum Jahr 2010 29 Prozent (statt bisher 19 Prozent) der Landesfläche als Wasserschutzgebiete auszuweisen. Damit aber werden höhere Investitionen für den Schutz oder gar die Sanierung der Grundwasservorkommen erforderlich."

Quelle: Politik und Unterricht Heft 2/2002 S. 9 Herausgeber Landeszentrale für politische Bildung. Text vom Verband der Gas- und Wasserwerke.
Weitere Quellenangaben:Leitbild-Zukunftsfähige Trinkwasserversorgung in Baden-Württemberg. Stuttgart, Ministerium für Umwelt und Verkehr, 2000.
Umweltplan 2000 Baden-Württemberg. Stuttgart: Ministerium für Umwelt und Verkehr, 2000.



Wasser-Herkunft

75 Prozent Grundwasser, 25 Prozent Oberflächenwasser

Versorgungsarten

49 Prozent Gemeinde-Wasserversorgung, 32 Prozent Fernwasserversorgung, 19 Prozent Gruppenwasserversorgung

Quelle: Markus Langner, UVM Baden-Württemberg, 2002 (Daten von 1998)


"Von den Ursprüngen der Fernwasserversorgung in Baden-Württemberg

Bis weit in das vorige 19. Jahrhundert hinein war in vielen Teilen des Landes eine öffentliche Trinkwasserversorgung ... nicht vorhanden. Die Menschen holten ihr Trinkwasser mühsam von Pump- oder Laufbrunnen. In Gegenden mit Wassermangel mussten die Bewohner oftmals auf Regenwasser zurückgreifen, das in Zisternen oder Senken gesammelt wurde. Um die Jahrhundertwende soll ein besorgter Schultheiß von der Alb gesagt haben: "For d'Leit tät's ja scho no, aber's Vieh sauft's halt nemme!"
Kein Wunder also, dass es in vielen Teilen des Landes Planungen und Projekte gegeben hat, um die Wassernot zu beheben. Sie alle beruhten auf dem Grundgedanken, Wasser von dort, wo es im Überfluss vorhanden ist, in die Wassermangelgebiete zu leiten ... Der rasch ansteigende Wasserbedarf durch die Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts, insbesondere im mittleren Neckarraum, erforderte eine großräumige Lösung. Mit der Gründung der Landeswasserversorgung im Jahr 1912 durch Gesetz von König Wilhelm von Württemberg wurde die Idee der Trinkwasserfernversorgung erstmals in Deutschland in die Tat umgesetzt. Die Wassernot in den Trockenjahren 1947 und 1949 sowie der zusätzliche Trinkwasserbedarf als Folge des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem Zweiten Weltkrieg führte im Jahr 1954 zur Gründung des Zweckverbandes Bodensee-Wasserversorgung."


Quelle: Politik und Unterricht Heft 2/2002 S. 31 Herausgeber Landeszentrale für politische Bildung Autor: Dr. Dietmar Herz
Aus Verband der Gas- und Wasserwerke Baden-Württemberg: Trinkwasser für Baden-Württemberg.Stuttgart: o. J., S. 11 f.





"Der Bodensee als Trinkwasserspeicher

Nicht nur das Grundwasser, auch die Oberflächengewässer sind seit den sechziger Jahren vermehrten Belastungen ausgesetzt gewesen. Als Trinkwasserspeicher war hier der Bodensee besonders betroffen. Er ist der größte natürliche Trinkwasserspeicher Europas und versorgt etwa vier Millionen Menschen. Durch die Einleitung ungeklärter Abwässer kamen Fäkalien und Waschmittelrückstände in den See, was zu einem Anstieg des Algenwachstums führte. Außerdem wurde der See über seine Zuflüsse von Industrie und Landwirtschaft belastet. Der Phosphorgehalt im See stieg so stark an, dass die Wasserwirtschaft in den siebziger Jahren Alarm schlug. Ein groß angelegtes Programm zum Bau kommunaler Kläranlagen sorgte hier wie andernorts dafür, dass der Phosphorgehalt seit Ende der achtziger Jahre wieder rückläufig ist (von 87 Milligramm je Kubikmeter im Jahr 1979 auf nur 14 Milligramm im Jahr 2000). Der Erfolg dieser Maßnahmen ist auch darauf zurückzuführen, dass 17 Wasserwerke dem See Trinkwasser entnehmen. Die Wasserwerke sorgen für die Reinhaltung des Sees, verfolgen aber auch ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen. Das größte unter ihnen ist die Bodensee-Wasserversorgung in Sipplingen bei Überlingen, die dem See 1993 etwa 132 Millionen Kubikmeter Wasser entnahm und damit rund ein Drittel der baden-württembergischen Bevölkerung mit Trinkwasser versorgte … Der Rückgang des Phosphorgehalts hat jedoch nicht nur dazu beigetragen, dass der Bodensee wieder sauberer geworden ist. Da Phosphor auch ein Nährstoff ist, ging auch der Fischbestand zurück."

Quelle: Politik und Unterricht Heft 2/2002 S. 10 Herausgeber Landeszentrale für politische Bildung Autor: Dr. Dietmar Herz
Zurück zur Auswahl